Up'e Dörchreis in Kiew un Charkiw

vun Behrend Böckmann


Dat is all mihr as 30 Johr her, dat ik tau Sowjettieden von Güstrow in Mäkelnborg œwer Kiew un Charkiw inne Ukrainsche Sowjetrepublik nå Belgorod inne Russ'sche Sowjetrepublik reist bün. Von Berlin nå Kiew güng't dörch dei Luft un denn wieder mit dei Iesenbåhn. Wieldat ik bäten Russ'sch schnacken künn, künn ik mi dörchfrågen, woans man denn von'n Fleiger taun Båhnhoff un denn tau Fohrkort för'n Nachttoch von Kiew nå Charkiv keem, üm von dor ut denn dor tau lannen, wo man hen wull. Dat wier gor nich so einfach, denn dei Fohrkart geef dat blot an'n Schalter för'n bestimmte Richtung. Un as ik dor ankeem, wo ik dei Kort köpen künn, wier dat all bannig låt. Ik heff por Militärs vör mi bäden, mi vörtaulåten, denn ik möt denn Toch nå Charkiw noch kriegen. Dunn säden's blot "Deutschland, Deutschland über alles" tau mi, grienten dorbi un leeten mi fründlichst vör.


Dat smucke Kiew an't Öwer von'n Dnjepr — hüüt Kriegsschauplatz

Dunnemåls heff ik dacht, dat disse Militärs mi blot bedüden wullen, dat sei äbenso gaut Düütsch schnacken künnnen as ik Russ'sch. Hüt fråch ik, ob sik dor nich al andüd't hett, wat väle Johre låters åpenbor ward: Dei ukrain'sche Natschonalismus un dormit in Verbinnung 'n "Heldenverihrung" von Stepan Bandera (1909-1959). Nådem dei Hitlertruppen an'n 22. Juni 1941 denn Ostfeldtoch vonne Ostssee bet tau dei Karpaten anfüngen, hett disse Badera mit sien "OUN-B" (Organisation Ukrainischer Nationalisten-Bandera) in'n Updrach vonne Wehrmacht an'n 30 Juni 1941 Milizen upstellt, dei Polizeigewalt in Lwiw (Lembarch) œwernåhmen un in Tausåmenarbeit mit dei düütsche Säkerheitspolizei an'n 5. Juli 1941 dei iersten 3000 jüdischen Börger doodschåten. Ut dei Organisation grünnt sik dei UPA (Ukrainische Opstandsarmee), 'n natschonalistische Organisatschon, dei mit dei Besatzer gemeinsame Såk måkt. Ok sei wullen 'n ethnisch reine Ukrain. Sei hemm' 1944 an hunnerte polnische Dörper denn Rietstäken hollen un mihr as 100.000 Polen denn Dod bröcht. Un dei Kopp wier wedder Stepan Bandera (1909-1959), dei dorvon drömt hett, as Handlanger von Nazi-Düütschland un ünner düütschen Schutz 'n ukrainschen Staat mit ukrainsche Minschen tau grünnen. Doch dat låten dei Besatzer nich tau, Bandera ward fastsett't, œwer sien Bewägung läwt. Un so is hei för dei einen dei Murder un för dei annern dei Held.


Dei Nazi Bandera (echte Nazis lächeln nienich!) warrt wirklich hüüt noch veriehrt — up Breifmarken...

As Murder künn hei sik nå dei Kaptulatschon nich hollen, hei dükert in München ünner. Doch dei KGB kriecht em dor tau fåten. Hei liggt in München begraven.

Dei Truer in Düütschland is grot un nå den Tausåmenbruch vonne Sowjetunion besinnen sik rechte Ukrainer ut'e einstige Ukrainsche Sowjwetrepublik up ehrn Helden Bandera. Up Biller målt, is hei dorbi, as üm dei Johreswenn' 2013/2014 Demonstranten mit blåch-gäle Natschonal- un Europafåhnen up'n Maidanplatz in Kiew för dei Utrichtung nå'n Westen un dei Upnåhm inne EU verlangten. Dorünner ok dei schwatt-roden Fåhnen vonne Natschonalisten, dei nu Bandera tau ehrn Helden måken un verlangen, dat Stråten un Plätz sienen Nåmen kriegen.


...un mit Denkmäler. Dat Foto (Bild: Mykola Vasylechko/Wikimedia Commons) stammt vun 2017

Disse niege rechte Bewägung hett sogor 'n Bataillong Friewillige upstellt: dat Regiment "Asow", dat gägen "proruss'sche Separatisten" den Kampf upnåhmen hett, 'n Vörleif für Runen ut'e Nazitiet hett un besonners gägen dei russ'sche Bevölkerung in Lüttrussland, den Donbass, vörgeiht. Disse Truppen hemm' nå Nazivörbild russ'sche Literatur in't Füer schmeten un sünd hüt sogor Deil vonne Natschonalgard.


Stekt dor etwa ein Nazi in'n Kern?

Dei ukrainsche Natschonalismus lött blot dei ukrainsche Språk in Schaulen un inne Verwaltung tau, sülfst dor, wo bet tau 90 Purzent vonne Minschen Russ'sch schnacken. Un so keem dat tau Gägenbewägungen, dei "Volksrepubliken" Luhansk un Donbass spalten sik von Kiew af, un Kiew geiht gägen dei von Russland ünnerstütten Separatisten vör.

So as ik 'n Hunnphobie heff (ik wür as Kind mål düchtig von'n Hund bäten), entwickeln dei Ukrainer hüt 'n Russenphobie, dat Bild von'n bösen Russen, dat dat ja ok taun Tieden von't Wettrüsten geef un nu in'n Osten, inne Ukrain von Niegen upflammt.

Kåm ik taurüch up mien Reis. Mit dei Fohrkort harr dat klappt, in den Nachttoch harr ik mienen Platz funnen un wier all in't Gespräch mit 'n Platznåwersch kåmen. Ik süll ehr verkloren, worüm nå ehr Meinen dei Frugenslüd in Düütschland nich so mollig sünd as dei russ'schen. Vör Klock ein künn man sik noch wat tau Drinken köpen, dornå wier Schlåpen ansecht. Un so keem man in Charkiw an, söcht den Vörurttoch för't letzt Enn' un denkt all an dat, wat 'n dor måken süll.


Fredenssatue in Charkiv. Dei ukrainsche Fahn
hebbt sei ehr nadräglich an dei Hand bunnen

Ik harr den Updrach, för Düütschlihrerstudenten Språkäuwungen verschieden schnell up'n Band tau schnacken. Taun Bispill: ganz langsåm: Ich gehe zu dem Bäcker; schneller: Ich geh zum Bäcker; ganz schnell: ich geh zun Bäcker. Dörför keemen denn Gemanistikstudenten up Utfohrten mit mi an'n Kursker Bågen, dorhen, wo dat dei gröttst Panzerschlacht in'n 2. Weltkrieg geef un in'n inricht Museum wiest wür, woans sik dei Düütschen dor benåhmen hemm'. Mien Begleitung wull mi verkloren, wat dor vertellt wür, œwer vör luder Schåm säd ik blot: "Ik kann soväl Russ'sch, dat ik dat verståh, wat dor vertellt ward." Ja, ik künn ok würklich soväl Russ'sch schnacken un verståhn, dat ik mi taurechtfünn, mi 'n Matrjoschka, Portwien ut'n Kaukasus, allerlei Rümståhlings köpen, mi dörchfrågen un Geld tuschen künn.

'n tweite Utfohrt harr man för mi un mit mi nå Charkiw organisiert. Dor güng dat an'n Karkhoff vörbi, wo dat Hart von'n Mudder-Monument as Måhnung so lud schlööch, dat dat in'n Auto tau hüren wier. Un denn wiest man mi 'n Denkmål för Taras Schewtschenko, dei as ukrainscher Natschonaldichter gellt. Man vertellt mi von drei Schlachten üm Charkiw vör un nå dei Schlacht üm Stalingrad, bringt mi in dei Ladens, wo ik echt russ'sch Linnen un Schörgen as Mitbringsel köpen kann.
Denn mösst ik wedder in drei Geschwinnigkeiten wat up't Band spräken, bet dei Afreis keem.

Dat wier datsülwig, blot annersrüm. Mit 'n Toch keem ik an'n Morgen in Kiew an un an'n Åbend güng ierst mien Fleiger in Kiew-Borispil inne Luft. 'n ganzen Dach för Kiew. Dei Bagåsch wür afgäben un af güng't inne Stadt - un dor stünn 'n ok gliek 'n Bus för 'n Stadtrundfohrt, dei nå 'n Blick up Kiew, den Dnepr, den Zirkusbu mit dei grote Rundkuppel, dei Siegessül un anner Buwarken bi't Höhlenkloster ennen däd. Dei Stadtbildverklorer in warme Kamelhorpüschen leet all utstiegen, un jede Gast harr nu dei Mœglichkeit, sik in dit olle Kloster ümtauseihn. Bi all, dei sik mit mi an dei Mumien vörbidrängeln, is nicks vonne hütig Russenphobie tau marken. Ik harr rutkrägen, dat 'n mit dei Metro - dei Statschon leech inne Nnech von'n Klosterutgang - wedder taun Hauptbahnhoff keem. Nu noch dat Beläwnis, denn dei Metro is dor nich so dicht ünner dei Ierd as uns U-Båhn in Berlin. As't so wiet wier, hål ik mien Kufferts af, nähm mi 'n Taxi, dat bringt mi nå Borispil, ik möt noch por Rubel berappen, dei Schörgen ut Charkiw bringen 'n Œwergewicht up dei Waach, bü'n in gaut twei Stunnen wedder in Berlin.


Dat Souvenir blifft

As ik nu hür un seih, dat in un üm Kiew schåten ward, heff ik gliek wedder dei Metroingäng un ünnerierdschen Perrongs vör Ogen, wo dei Minschen Tauflucht säuken. Un ik fråch mi ümmer wedder: Möt dat sien, möten wi uns nich endlich dorup besinnen, vernünftig miteinanner ümtaugåhn, orrer ward wiederhen einer den annern mit Machtgier so inne Möt kåmen un inne Predulch bringen, dat denn einen orrer annern dei Geduldsfåden rieten deit? Wat wür ut uns Ierd warden, wenn dei von Salvador Dali målte "nukleare Mystik" Würklichkeit warden wür? Süllen wi nich leiwers versäuken, uns bäder an den Kategorschen Verhollensgrundsatz von Kant tau hollen: "Dau ümmer nå dei Devis' hanneln, von wecker du denken deist, dat sei dei Grundlåch för'n Gesetzgäbung för alle Minschen is."


28.2.2022


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