Dat Kruut för'n Märzmaand:

De wilde Erdbeer

vun Anke Nissen

Fragaria vesca — Familie Rosaceae (Rosengewächse)

 

Anner Namen:

Arbel, Arbern, Erbel, Erbern, rote Besinge, Rotbeere
Sammelt warrt:

Bläder, in'n Mai

Warrt bruukt:

  • Bläder: junge, frische, tweiquetscht Bläder warrt upleggt, se köhlt so de Huut bi Entzünden, treckt Wunden tosamen, helpt bi't Heilwarrn.
  • Ut de dröögten Bläder vun de Walderdbeer kann en heilen Tee herstellt warrn. De maakt dat Bloot rein un drifft den Harn rut, linnert Gicht—Smarten, Steenlieden, helpt bi Dörchfall.
  • De Frucht warrt geern eten, se is prächtig root, rüükt leevlich, smeckt wunnerfien un sööt.

De Naam "Fraga" kümmt vun dat latiensche Woort för "duften". Dat passt good, denn de Eerdbeer hett en wunnerfienen Duft.

De Früchte — se bestaht ut den fleeschig Fruchtbodden — sünd en erfrischen un köhl Spies. De Duft maakt ok en groot Deel vun ehr leckeres Aroma ut.

De Preester Sebastian Kneipp — de ok de Waterkur erfunnen hett — hett de frischen Früchte as Erdbeer-Kur bruukt to'n Reinmaken vun't Bloot un dormit denn ok gegen Huututslag. (Vörsicht, dat gifft Lüüd, de kriegt so'n Oort Nesselsucht, wenn se Erdbeern eet!)

Erdbeersaft is goot för Lüüd, de blots kort atmen köönt, de "kurzatmig" sünd.

As Heilplant heff ik de Erdbeer in miene Drogistentiet nich kennt — in mien oll Krüderbook vun Leonhard Fuchs ut dat Johr 1543 aver, dor heff ik se funnen. Dor steiht:

Erdtbeerkraut würdt zu unsern Zeiten Fragaria geheyssen,
darumb das seine Frücht — Erdtbeer genennt —
von dem Poeten Virgilio Fraga geheyssen werden.

Erdtbeerkraut kreucht un fladert auff der Erden,
hat keinen Stengel,
gewindt aber vil lange Fäden,
die kriechen aus der Wurzel herfür — — —

Die Styl seind harig
unnd wachsen auf einem Styl nicht mehr denn drey Bletter
unnd ist ein jedes Blettlin ringsumbher zerkerfft wie ein Säg. —

Erdtbeerkraut zerstossen unnd übergelegt
heylet die Wunden.
Gesotten und getrunken
stillt es den Bauchfluß,
der Frawen Krankheyt.

Die Brei davon im Mund gehalten
Bekrefftiget unnd befestiget das Zahnfleysch,
heylet die Mundfeule
unnd vertreibt den bösen Geschmack des Mundes. —

Die Erdtbeer aber leschen den Durst
und seind dem hitzigen unnd cholerischen Magen dienstlich.

Erdbeern wörrn al in de Steentiet eten, as dat dörch archäologisch Funde bekannt is.
Eerst in't 18. Johrhunnert is uns lütt heimisch Erdbeer mit de veel gröttern amerikaanschen Sorten krüüzt worrn. Un eerst siet de Tiet gifft dat uns Goorn-Erdbeer.

De Eerdbeer in christliche Mythen un Volksgloven

Uns Söhn harr uns dree Erdbeer-Planten schenkt. He harr se fein in so'n langen Kasten plant, un wi hebbt den an unsen Balkon hängt. Wi hebbt de Planten pleegt, se kregen Water un Dünger, wi hebbt welke Bläder afplückt, un de Eer uplockert.

Un denn seten wi un keken, wat de Plant grötter wörr, wat se al Blöden ansett harr, wat dor womööglich Lüüs up krabbeln. Kort: de dree Erdbeerplanten, de höörn nu to unsen Alldag. Wi hebbt up se uppasst, un wi hebbt elkeen Dag enen lütten Erdbeersnack afhollen.
"Kiek mal, dor sünd jümmers dree Bläder an enen Stengel." Un na en Tiet:
"Dat is bestimmt en Wiespahl up de Dreifaltigkeit."
"Wat du jümmers hest!" knurr denn mien leef Mann.
"Aver denk doch mal an de Altarbiller ut't Middelöller — as Bispill in't St. Annen-Museum in Lübeck — dor up kann een jichtens Erdbeern finnen. Un dat hebbt de Künster doch nienich blots as Smuck, as Dekoration maakt — dat harr bestimmt en Bedüden." —

Annern Dag wies sik de eerst lütt witt Blööd.
"Kunn man de Blödenbläder nich as Krüüzbläder ansehen? Denn weer dat doch en direkt Henwiesen up Christus." Un na en nadenkern Paus: "Kiek mal, wo lütt so en Blööd is, wo wunnerschöön. — Lütte Blöden sünd doch en Symbol för Demut un Tugend. Bestimmt hebbt Erdbeerblöden dorüm wat mit Maria to kriegen."
"Ik heff naleest, das Witt vun en Blööd bedüüdt jümmers "rein", Reinheit, dat kann ok bedüden: Maria, unverletzt, unbenetzt, unbefleckt. Also hebbt uns Blöden doch al dorüm wat mit Maria to kriegen."

Mien leef Mann hett an'n de nächsten Daag den Erdbeersnack in — na sein Meen — nützlichere Bahnen lenkt. Wie snacken dorvun, wo goot ene Erdbeerbowle smeckt un Erdbeertorte un Erdbeermarmelaad — wi köfften uns eerst mal en Glas vun de gode Schwartauer Erdbeer-Konfitüür. Wi kunnen uns nich eenig warrn, wat Erdbeern mit Melk beter smecken orrer Erdbeern mit Slagrahm, wi erinnern uns an Erdbeern mit Ies, Erdbeern mit Vanillepudding. —

Denn bill sik würklich de eerst Frucht ut, noch gröön, aver düütlich as Erdbeer to kennen. Uns Plant drääg — as natüürlich all Erdbeerplanten — to lieke Tiet Frucht un Blööd.
"Dat mütt doch en Bedüden hebben", keem ik nu wedder up mien oll Thematrüch, "bestimmt hett dat ok wedder mit Maria to kriegen."
"Ja, ja!" leet sik nu mien leef Mann hören. "Un dat gode Rüken vun en Plant hett jümmers wat mit dat Paradies to kriegen. — Ik heff nämlich ok in de Twischentiet naleest. Un du warrst mi bestimmt noch mit den — ach so goden un angenehmen — Ruuch vun de Erdbeern kamen, as ik di kenn. Un dat du dat denn glieks weeßt: De Duft symboliseert dat Paradies."
So sä he, mien leef Mann, denn greep he na sien Zeitung un verswünn dor achter.

Ich weer echt baff.
Man de Spraak harr mi dat ja nu doch nich verslaan. Al lang harr ik in mien Erinnern rümstövert, un nu kunn ik nich mehr an mi hollen:
"Hest du wüßt, dat Walderdbeern fröher as Spies för de verstorven Kinner gellen? Dorüm hebbt wi nie vör den 24. Juni Walderdbeern plückt orrer eten. Bet dorhen hören se de seligen Kinner to. — Wenn wi as Kinner bi't Erdbeersammeln ene Frucht dalfallen leten orrer ene verloren, denn müß de liggen blieven, denn nu höör de den Düvel to. Dor wörr fröher fix up Acht geven. Hett man di dat ok bi bröcht?"
"Nee!" un dormit knall he siene Zeitung up'n Disch, "mi hett man bibröcht, dat Erdbeern as heel gesund gellen för Mannslüüd — för Fruun aver sünd se eher schädlich!"

Bi all disse velen Erdbeersnacks — vun de ik hier natüürlich blots en lütt beten andüden kann — weer de eerst Frucht root un prall un glänzen worrn. Enen Dag wullen wi ehr noch gönnen, denn wullen wi se plücken, dörchdelen un mit veel Genuss tohoop upeten.

Ik segg dat glieks, dor is nix vun worrn. Uns Enkel Nr. 6, Ingvar, keem to Besöök, un sien begehrlich Kieken kunnen beid Grootöllern nich stand hollen. He eet schmatzend "uns" köstlich Erdbeer. Beten vun den roden Saft tropf ut siene Mundwinkel un leet uns so en beten vun den Duft — den paradiesischen — in de Nääs stiegen.



na baven