Ut de Muuskist:
Plattdüütsch up't Schafott!

van Willi Höfig


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"Laat't Schaap man schieten, de Wull waßt liekers" — dat gellt ok för us' plattdüütsche Spraak. Daar kann een mit Platt upwussen sien, born in Altona, de Vadder is Smitt, un denn geiht he to de hoge School un denn warrt he Privatdozent an de Uni Kiel, Christian-Albrechts-Universität, wi schrifft dat Johr 1833. De Mann heet Ludolf Wienbarg (1802 - 1872), he harr Theologie, Philosophie un Philologie in Kiel, Bonn un Marburg studeert un harr nu sien' heel egen Ansichten van Philosophie un Literatuur, van Ästhetik un Spraak. 24 Vörlesen över Literatuur un Ästhetik heel hein sien eerstet Semester as Dozent, dat Book daarna heet Ästhetische Feldzüge un weer up'n Stutz 'n Bestseller. Ludolf weer miteens de Stimm un de grötst Hapen van de junge literarsche Generation.

"Dem jungen Deutschland gewidmet" stunn up den Titel van sien Book. De Literatuurwetenschap hett noch nich rutfunnen, of he nich blots allgemeen ene liberale, nich reaktionäre Possentur meent harr un gar nich an enkelde Personen dacht harr. Man de Obrigkeit seeg dat anners. De Herren van Fakultät un Senat weer dat teemlich towedder, un as Wienbarg nu sogor Professor mit festen Gehalt warrn wull (bi de Kollegiengelder, de he van siene Studenten kreeg, weer he an't Verhungern), weer dat mit siene Tiet in Kiel to Enn.

In'n Winter 1833/34 leev he in Eutin un schreev dat lütte Book, dat us nu un hier wat angeiht: Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? Gegen Ersteres und für Letzteres:

"Man kann Werth und Würde der deutschen Schriftsprache lebhaft anerkennen und dennoch wünschen, daß die ober- und niederdeutschen Dialekte sich im Munde des Volkes lebendig erhalten. Ich theile diesen Wunsch nicht. Was namentlich die Frage betrifft, welche den Gegenstand dieser kleinen Schrift ausmacht: "Ist die niedersächsische Volkssprache zu pflegen oder auszurotten?" so antworte ich aus innigster Ueberzeugung und aus Gründen, welche ich darlegen werde: sie ist auszurotten, durch jedes mögliche Mittel auszurotten."

He is de Prophet, de anseggen deit, dat dat Plattdüütsche an't Starven is:

"Eine jede Sprache, die nicht Schriftsprache, Sprache der Bildung, des gerichtlichen Fortschrittes, der politischen, religiösen, wissenschaftlichen, artistischen Bewegung ist, muß bei dem Stand und Gang unserer Kultur einer Schrift- und Bildungssprache Platz machen, muß wie die frisische in Holland, wie die zeltische [= keltische] in Bretagne, die baskische in Spanien allmählig aussterben. Auszusterben ist das nothwendige und natürliche Schicksal der plattdeutschen Sprache. Nichts kann sie vom Untergang retten. Schreibt plattdeutsche Lustspiele, Idyllen, Lieder, Legenden — umsonst; das Volk liest euch nicht — liest es nur den Reineke de Vos? — ihr begründet keine plattdeutsche Literatur, ihr macht die verblühende Sprachpflanze durch euren poetischen Mist nicht blühender — sie wird aussterben. Ihr preiset diese Sprache als alt, ehrlich, treu, warm, gemüthlich, wohlklingend — ihr habt Recht oder nicht — sie wird aussterben. Das ist das unerbittliche Gesetz der Notwendigkeit. [… Die plattdeutsche Sprache] ist dem Verstand der Zeit längst zu enge geworden, ihr Wachsthum hat bereits mit dem sechszehnten Jahrhundert aufgehört, sie kann die geistigen und materiellen Fortschritte der Civilisation nicht fassen, nicht wiedergeben und daher verurtheilt sie den bei weitem größten Theil der Volksmasse in Norddeutschland, dem sie annoch tägliches Organ ist, zu einem Zustande der Unmündigkeit, Rohheit und Ideenlosigkeit, der vom Zustand der Gebildeten auf die grellste und empörendste Weise absticht.

Ja, ihr Herren, diese Sprache hat nichts gelernt seit dem sechszehnten Jahrhundert, sie hat sich mit keiner einzigen Idee, keinem einzigen Ausdruck der neuen Geschichte bereichert, sie hat nicht einmal ein Wort für Bildung, nicht einmal ein Wort für Verfassung — ja, ihr Herren, sie ist noch ganz und gar die Sprache des sechszehnten Jahrhunderts, die Sprache der Hetzjagden, der Peitschenhiebe, der Hundelöcher, die Sprache des Bauernkrieges."

Un upletzt:

"Die plattdeutsche Sprache ist das absolute Hemmniß des öffentlichen Lebens, der Bildung und Humanität in Niedersachsen. So lange diese Sprache dem gemeinen Leben angehört, werden, wie bisher, Mastochsen, Gänsebrüste und westphälische Schinken die Hauptprodukte unserer Civilisation bleiben. Gegen die Civilisation selbst macht die plattdeutsche Sprache nicht allein gleichgültig, sondern tückisch und feindselig gestimmt. So viel ist gewiß, wäre ich Schullehrer, so würde ich für's Erste nur ein Ziel kennen: mein Dorf zu verhochdeutschen."

Dat hört sik hüüt doch meist 'n beten egen un sünnerbor an, wenn een daaran denken deit, dat Wienbarg sien' eerste Wöör plattdüütsch weern. Immermann hett em 1839 drapen un sprook siene "leise und holsteinisch-weiche" Spraak an. Woans is Ludolf up dat Doodsoordeel fört Platt kamen? Walter Dietze, de de Ästhetischen Feldzüge 1964 wedder rutgeven harr, hett daar wat över rutfunn'n. Wienbarg harr in Eutin bi ene Reeg van Prozessen tohört. De Richter kunn keen Platt, de Anklaagten un de Tügen verstunn'n faken keen Hoochdüütsch. Se kunnen sik nich verdeffenderen, un so seeg dat Oordeel denn ok ut. Wienbarg schreev van "Schandprozessen", "welche die Eutiner Justiz gegen einige unglückliche, verzweifelte, eigentumslose, ja beinahe obdachlose Landarbeiter … führte, die beinah sämtlich der hochdeutschen Sprache nicht mächtig und also so gut wie verteidigungslos und der Willkür preisgegeben waren." He hett sik sien levenlang an disset Thema afmaracht.

Toveel Lüüd weern dat nich, de dat lütte Book to lesen kregen. Friedrich Hebbel ("Vom Büchertisch", 1858) gung nich mit Wienbarg övereen: "Wir sind weit entfernt, die Deklamationen, womit Herr Ludolf Wienbarg in einer verschollenen Broschüre gegen das Plattdeutsche zu Felde zog, unsererseits zu billigen oder gar zu unterstützen…" — man dat weer nu al 24 Johr later, de niege nedderdüütsche Literatuur was al born, Klaus Groth un Fritz Reuter weern ehre Helden. 1834 geev dat stracks un prompt so recht keene Reakschoon, un dat weer keen Wunner: denn 1835 verbood de Düütsche Bundsdag de Schriften van Wienbarg, all, de he schreven harr un de he noch schrieven wöör. Dat weer de Antwoort van de Regeren up de Ästhetischen Feldzüge. He harr sien Book "dem jungen Deutschland gewidmet", un de Obrigkeit harr dat in'n falschen Hals kregen.

So geev dat denn Schrievverbot för all de Schrieverslüüd, de de junge düütsche Literatuur vörstellen deen, as Wienbarg se in in siene Feldzüge tohoopbrocht harr: Heine, Börne, Gutzkow, Kühne, Laube, Mundt un ok Wienbarg sülven:

"Nachdem sich in Deutschland in neuerer Zeit, und zuletzt unter der Benennung "das junge Deutschland" oder "die junge Literatur", eine literarische Schule gebildet hat, deren Bemühungen unverholen dahin gehen, in belletristischen, für alle Classen von Lesern zugänglichen Schriften die christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden socialen Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören: so hat die deutsche Bundesversammlung — in Erwägung, daß es dringend nothwendig sey, diesen verderblichen, die Grundpfeiler aller gesetzlichen Ordnung untergrabenden Bestrebungen durch Zusammenwirken aller Bundesregierungen sofort Einhalt zu thun, und unbeschadet weiterer vom Bunde oder von den einzelnen Regierungen zur Erreichung des Zweckes nach Umständen zu ergreifenden Maaßregeln — sich zu nachstehenden Bestimmungen vereiniget:
Sämmtliche deutschen Regierungen übernehmen die Verpflichtung, gegen die Verfasser, Verleger, Drucker und Verbreiter der Schriften aus der unter der Bezeichnung "das junge Deutschland" oder "die junge Literatur" bekannten literarischen Schule, zu welcher namentlich Heinr. Heine, Carl Gutzkow, Heinr. Laube, Ludolph Wienbarg und Theodor Mundt gehören, die Straf- und Polizei-Gesetze ihres Landes, so wie die gegen den Mißbrauch der Presse bestehenden Vorschriften, nach ihrer vollen Strenge in Anwendung zu bringen, auch die Verbreitung dieser Schriften, sey es durch den Buchhandel, durch Leihbibliotheken oder auf sonstige Weise, mit allen ihnen gesetzlich zu Gebot stehenden Mitteln zu verhindern. […]" — Verbot der Schriften des "Jungen Deutschland" vom 10. Dezember 1835 (31. Sitzung der Bundesversammlung, 1835).


De Tieden sünd eendüdig beter woorn!

So keem denn dat Enn för Wienbarg siene literarsche Karriere. Eduard Engel schreev 1908: "Wienbarg hat sich 1848 als Freiwilliger am Feldzug gegen die Dänen beteiligt und dann noch lange als ein literarisch Verschollener in Hamburg gelebt." Man ganz so weer dat nich. Wi weet nu: 1868 worr he as verbiestert in Sleswig interneert und bleev för den Rest van sien Leven in't Dullhuus.

Wienbarg hett sik wiß ok vörstellt, dat de düütsche Natschonalstaat beter ranwassen kunn, wenn elkeen in Düütschland Hoochdüütsch snacken dee. Man dat Bismarck-Riek keem nich mit Hülp van Spraak un Literatuur in't Leven, man dör dree Kriegen: wedder Däänmark, wedder Österriek, wedder Frankriek. Ludolf Wienbarg harr de Bedüden van de Kultur to hooch taxeert.


Översicht över de Muuskist
18.9.2016

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