Dat staohlen Jesuskind
Foto: Rudi Witzke
Foto: Rudi Witzke
Hoochdüütsch Plattdüütsch

Die schönste Krippe dieser Welt
Ist in der Kirche aufgestellt.
Maria, Josef, Ochs und Rind,
inmitten drin das Jesuskind.

Kurz nach dem zweiten Weihnachtstag
trifft den Herrn Pfarrer fast der Schlag,
wird käsebleich vor großem Schreck:
das süße Jesulein ist weg —
fort, gestohlen und geraubt
von Kirchenräubern unerlaubt.

Dei schönste Krüppen up dei Welt
is in dei Kark upstellt.
Maria, Josef, Oss un Rind;
in dei Midde sitt dat Jesuskind.

Kort nao'n tweiden Wiehnachtsdag
dröpp den Pastor mutz 'n Schlag,
werd kaisewitt van' groten Schreck:
dat seute Jesulein is weg —
afgaohn un wiss staohlen
van Karkendeive aohn' Betaohlen.

Lerrig!
Foto: Rudi Witzke
Foto: Rudi Witzke

Der Messner ist auch sehr entsetzt,
weil stark die Heiligkeit verletzt.
Die beiden sorgen sich mit Bange:
jetzt dauert es bestimmt nicht lange,
bis auch der Josef wird gestohlen
und Gauner die Maria holen.

Dei Köster is uk heel benaut,
wiel doch dei Hilligkeit beklaut.
Dei beiden sorget sik mit Bange:
nu duurt dat wiss nich lange,
un Josef werd uk eintied staohlen
un Gauners daut Maria haolen.

I-Aaah!

Und sie beschließen aufzupassen
den Übeltäter frisch zu fassen.
Der Pfarrer will im Beichtstuhl sitzen
das Brillenglas an schmalen Schlitzen,
der Messner beim Altar verkroch,
spickt durch ein kleines Astguckloch.

Un sei willt nix ut' Ooge laoten,
den Lümmel forts tau faoten.
Dei Pastor will in' Bichtstauhl wielen,
mit dat Brillglas dör dei Gliemen pielen,
us Köster bi'n Altoor in'ne Hock
luert dör't lüttke Naustkieklock.

Beichtstuhl, Pixelio, Autor Bene 16
Beichtstuhl. Bild: Pixelio, Autor: Bene 16

Sie warten ganz mucksmäuschen-still.
Und wie es Gottes Weisheit will,
öffnet sich ganz sacht die Kirchenpfort
ein kleiner Bub erscheinet dort,
schiebt seinen Roller vor sich her
das Jesuskind liegt hinten quer
über dem Schutzblech hängend nur
halb festgemacht mit einer Schnur.

Sei teuvet nu heel müüsken-still.
Un as us Hergott wiese will,
aopen geiht ganz sacht dei Karkendör
ein' lüttken Bussen kump d' dör,
schuff sien' Ruller vör sik her —
das Jesuskind ligg achtern dwer,
lacke äöver't Schutzblick laoden,
half fastbunnen mit 'n Faoden.

Hillige Familie

Der Pfarrer eilet flugs geschwind
zum Buben mit dem Jesuskind.
"Was fällt dir ein!", hört man ihn fragen,
"willst du mir gleich die Wahrheit sagen."
Der Knirps mit seinen blonden Locken
erwidert freiweg unerschrocken:
"Was man verspricht, man halten soll",
Foto: Rudi Witzkeund er erklärt fast andachtsvoll:
"Ich habe schon vor ein paar Wochen
dem Jesukindlein fest versprochen,

wenn es am Christtag an mich denkt,
mir einen schönen Roller schenkt,
darf es zusammen mit mir flitzen
und hinten auf den Schutzblech sitzen.
Ich werde nicht vom Roller steigen,
dem Jesukindlein alles zeigen,
dann kann es Abwechslung bekommen
vom Heugeruch und Überfrommen.
Und frische Luft und Spaß — juchhu —
Und rote Bäckchen noch dazu."

Dei Pastor suust as dei Wind
nao'n Bussen mit dat Jesuskind.
"Wat fallt di in!" is hei an't Fraogen,
"segg dei Woahrheit, nix werd laogen!"
Dei Pööks mit sine blonden Locken
antert rischk un aohne Stocken:
"Wat man verspreck, dat schall man hollen",
un verkloart, kunn bold 'ne Andacht hollen:
"Ik dö all vör'n poar Wäken
dat Jesukindken fast verspräken,

wenn't an' Christdag an mi denket,
mi den mojen Ruller schenket,
draff et mit mi rümmejachtern,
kunn sitten up dat Schutzblick achtern.
Ik weer nich van' Ruller stiegen
dat Kindken schall alls wieset kriegen,
schall so tau korte Wiele kaomen,
weg van Heiröök un dei Äöverfraomen.
Un friske Luft un Spaoß — jaujau —
un rode Bäckskes noch dortau."

Äöversetten: Ludgerd Lüske

Krippe


Maria Ziebell hett mi dissen Text in Hoochdüütsch schenkt. Den Autor kenn ik nich.
As lütten Adventsgruß heff ik't an Frünnen schickt. Un Ludgerd Lüske hett dat denn in Platt bröcht.
Anke Nissen


26.12.2006


na baven