Logo "Wunnerwarken in Mäkelborg"Wunnerwarken in Mäkelborg, Deel 36:

Dei Klützer Hagen-Winkel —
uut mien Sicht

vun Hans Jürgen Grebin


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"Uns Fritzing" hett in sien Urgeschicht von Meckelnborg schräben: "As uns Herrgott de Welt erschaffen ded, fung hei bi Meckelnborg an". Dor sett ick an un denk bi mi, natürlich tauierst hett hei sick den Klützer Winkel in Mäkelbörg vörnahmen, wo ick gebuurn wier, dat kann doch gor nich anners sien.

Tau datt Warden na dat Enn von dei letzt' Iestied

Dei hügelich Landschaft in'n Klützer Winkel is trüchlaaten worrn von einen 4.000 m hogen, gewaltigen Gletscher, an't Enn von dei letzt' Iestied vör ca. 17.000 Johren. Disse Gletscher harrn all in vääle Millionen Johren in Skandinavien dat Gebirge awschüürft un dat ganze Moränenmaterial hier na uns bröcht. Bi dat Awschmelzen bliwwt dat liggen. Un dorher beid' sick för mi in mien Kindheit un Jugend dei Blick in ein hügelich Landschaft, mit siehr schlechte Straaten, Dieks, Tümpel, Muure un ein groot Holt mit Beukenbööm. Ook twei hooge Barch, dei Hohe Schönberg un dei Iserberg bi Grevesmühlen, sünd trüchblaeben.

Tau dei Geschicht

Eigentlich künn ditt Placken Ierd ook Hagen-Winkel heiten, so wie twüschen Rostock un Kühlungsborn, dei Häger Uurt. Doch allens iss anners kamen, woll ook, wiel dei öllste Placken fast an'n Rand von den groten Urwald (silva clutse), östlich von Lübeck, Klütz heiten deet. Klütz heit up slawisch Kljutsch = Schlüssel un ward al 1188 nöömt un urkundlich siet 1230 ass Clutse beteikend — oewer hett ierst 1938 dat Stadtrecht kregen. Slawisch Uurtsnamen beschrieben noch hüüt ditt ehemalich Wendengebiet von dei Obodriten, Wagrier un Polaben (-in, -ow, -itz). So gaew Klütz, dei ungefiere Middelpunkt in'n Nuurdwesten von Mäkelbörg, twüschen Ostsee in'n Nuurden, den Uurt Dassow in'n Westen, dei Stadt Grevesmühlen in'n Süden un dei Hansestadt Wismar in'n Osten gelägen, sienen Namen. Dei Stadt licht up halw Streck twüschen Wismar un Lübeck, beid Hansestäädt, un boet siet lang Tied dei Reisenden ein Rastmöglichkeit. Dei Straat wier in't Middelöller ein wichtig Verkiehrswech un geiht dörch den hüüdigen Everstorfer Forst na Klütz, oewer Kühlenstein, Rankendorf orrer Kalkhorst na Dassow na Lübeck.

In't Middelöller wier dit Gebiet noch Urwald, dichtet Holt. Wi weit dat uut dat Barbarossa-Privileg von 1188. Hierin harr Kaiser Barbarossa dei Hansestadt Lübeck tausichert, sick Holt foer Füerung und dat Buugen haalen tau koenen. Sei dörpt dat oewer bloten för dei Eigennutzung, nich as Hannelswoor, bruuken. Allerdings güng dat ook dorüm, dörch dei Rodung von "silva clutse", den Klützer Wald, landwirtschaftlich Flächen tau gewinnen un dordörch dat Teihnten-Inkaamen tau erhöhen. Dat dat fröher mal ein Holt wääst is, kann man ook an dei Dörpnamen erkennen, dei meist up -hagen, auch -storf, -horst un natürlich up -dorf ennen.

Dei Siedlers, dei in't Land kamen wiern, wiern Buernsöhns un hebben dei Ierd in fruchtbores Ackerland verwannelt. Sei stünnen ünner dei Führung von Lokatoren, ook Kolonistenführer nöömt, un hebben ass Buerngemeinschaften Grundstücke (hag) in dat Holt schlagen. Dat wier ümgäben von Bööms u Hecken — so as Tuun. Disse Dörper hebben ehren Ursprung in dei Rodung von Holtflächen in't Middelöller (twüschen 1160 un 1300).

Mien Gedanken tau dei Natur

Ob disse Landschaft(en) mien Leiw tau Natur beeinflusst hebbt? Ganz bestimmt, dat Oerwrige dee uns leiw Murrer ganz sülbstverstaendlich bi dei Fohrten un Gäng dörch dei Landschaft, wenn sei uns dei Tier- un Plantenwelt verkloorte. Sei wier bestimmt eine gaude Liehrerin worden, doch dei Tied wier nich so, ehr dissen Wunsch tau erfüllen. Uut den Beukenmischholt bi Kühlenstein haalten wi uns in'n Winter den Dannenboom, dat wier oewer ein Fichtenboom. Ook Füerholt soechten wi uns hier. Na denn II. Weltkriech gaew hei uns dat Füerholt. Dörch den Holt güngen wi, wenn wi tau uns Verwandten in Groot Schwansee wullen, un maakten ümmer ein Beseuk bi "Unkel Schröder" hinnern Holt bi Borkenhagen. Hei wüür leider waegen sien lütt Rent' von einen Mörder ümbröcht. — Dissen Beukenholt heww ick bitt 1950, as ick dat Dörp verlaaten heww, kennenliehrt, von Kiefern orrer Fichten wüsst ick nicks. Ein Deil von den Holt in Richtung Klütz warrd Leonorenwald nöömt un dor hebbt wi mit uns "Gemeinschaft Rostocker Jahresringe" twei hooge nuurdamerikansche Riesenmammutbööm funnen, dei door wohrschienlich 1871 plant worrn sünd, üm fasttaustellen, ob sei bi uns gaud wassen künnen. An'n Anfang hebben wi dei Bööm mit twei anner, allerdings mit twei riesige Douglasien verwesselt, dei ein schlanke, kegelförmig Kroon bildt.
In dissen Holt find wi naeben groote Bööm oewer ok noch Hünengraber, slawische Burgwälle. Ook dei Tweltbeuk will ick hier erwaehnen, dat wier ein gedeilte Beuk. Sei deinte as Wohrteiken von den ollen Holt, is sied Johren awstorben un verswunnen uut dei Waldfläch, oewer in Korden warrt sei noch nöömt.

In dissen Deil von't Kützer Holt finnen wi ook einen von dei höchsten Barge, denn Hohen Schönberg mit 90 m ü. NHN. Von em harrn wi ümmer einen schönen Blick oewer uns leiwe blage Ostsee. Ierst vör poor Johr is hier ein wunderschön runn Uutsichtsplattform buucht worrn, dei dei Urlauber un Beseuker ein herrlich Fiernsicht oewer dei Lübecker Bucht na Schleswig-Holstein, na Travemünde mit dat hooge Hotel, bi gauder Sicht ook dei Kirchturmspitzen von Lübeck ermoeglicht. Ook den Iserbarch (101 m. ü NHN) bi Grevesmöhlen un dei Hansestadt Wismar, mit dei Dampwulken von ein Holtwark, kann man gaud seihn. Nich wiet wech steiht dei Elmenhorster Radarturm, dei von dei NVA oewernahmen worrn is. Un nich tau vergääten, eine wiede Fiernsicht oewer dei Feller harr ick von mien Heimatdörp, Dörp Reppenhagen, dat oewrigens ook up'n Barch licht. Dei Inwahners gaeben ehr na dei Wenn den Namen Berg- und Talstraße.

Ein besünnere Begaebenheit harren wi inn Dörp ann 2. Mai 1945.

Amerikaansche Panzer mit einen witten Stiern mit Soldaten kaemen int Dörp un dörchsöchten alle Hüüser na düütsche Soldaten. Einen Ami mit wittet Brot inne Hand fraachte ick: "Have you any chocolate for me, please?" an. Hei keek mi un mienen lütten schwattbruunen Dackel Moni an un wull em dorför hebben. Up dissen Hannel künn ick mi oewer gor nich inlaaten.

In'n Juli 1945 kaemen dei Russen in uns Gebiet un lösten dei Englänner aw. An einen Dach in Sommer draapen wi bei dei Buerstell in Dörp Reppenhagen ein gröttere Grupp von sowjetischen Soldaten, sei saeten, harrn sick Füer maakt un aeten Brot un Speck. Wi kaemen naeger un wiern niegierich. Sei gaeben uns Brot un Speck aw, ahn dat wi dörum baeden harrn. Dat maakte einen groten Indruck up uns. Ick bün na na Huus in'n Gorden loopen un haalte greune Tabakbläärer von mien 99 Planten. Dei Sowjets freuten sick un up ein Stück Blech harrn sei schnell den Tabak röst, nähmen ehr Zeitung un dreihten sick dei Papirossis. So wiern dei Sowjets tau uns Kinner.

Dei Sünnfinsternis

Ann 9. Juli 1945, poor Wochen na dat Enn von'n Kriech, oewerraschte uns ein ungewöhnlich Naturereignis, ein Sünnenfinsternis. Dat wier ein siehr warmer Sommerdach. As datt langsam düüster wüür, wüürn dei Tiere unruhich, besünners dei Käuh. Dei Voegel flarrerten upgeraegt hen un her. Ein kräftich Wind kaem up. Dat wüür schummerich un keuhl. Allens wier unheimlich, denn wi wiern up dit Ereignis nich ein bäten instellt. Kein Zeitung, kein Radio harrn wi. Allens kaem so oewer uns! Mien Erläwnis heww ick späärer an den Astronomen Christoph Rollwagen mitdeilt, un dei hett dat veröffentlicht. Ook in Plattpartu un in dei Börgerzeitung Myheimat is dat von mi veröffentlicht worrn. Ierst na 54 Johren wier ick in dei Laach, dörch den Gebruuk von't Internet, dei genauen Tiedangaben tau maaken. Ganz deip hett sick dei (partielle) Sünnfinsternis in mien Gedächtnis inpraecht un ick fraachte mi, ob woll noch miehr Minschen sick an disse 1945er Finsternis erinnern koenen.

Vääle Johre sünd vergahn, an'n 25. März 2015 kreeg ick einen Breif uut 30890 Barsinghausen, von Fru Dorothea Erhardt, dei mi schraew: "Wie habe ich mich gefreut, als ich gestern Ihre Schilderung der Sonnenfinsternis im Juli 1945 gefunden habe. Ich habe diesen Tag ähnlich wie Sie erlebt..... Ich freue mich, dass ich nun durch Ihre Beschreibung das genaue Datum im Computer gefunden habe und danke Ihnen herzlich."

Tau dei Straaten un den "Klützer Kaffeebrenner"

Straaten, wie ick sei kennenliehrt heww, giwwt dat hüüt taun Glück nich miehr. Dormals wiern sei binah noch so, as sei von't Middelöller nalaaten wiern, mit deipe Schlachloekker un öfters Waarer binnen. Ständich müsten sei mit Schlööpen werrer einigermaten glatt maakt warrn. Oewer disse Landwaech, so twüschen Wismar-Klütz-Goldbeck-Kühlenstein-Rankendorf-Dassow, hebbt wi dei flüchtenden Wehrmachtssoldaten in dei letzten Aprildaage von 1945 trecken sehn, dei sick in Gefangenschaft von dei Amis gaeben wullen. Sei hebben mi dat Dörp verleidt. Ierst in dei DDR-Tied wüürn dei meisten Straaten asphaltiert, ook mit Hülp von'ne Landwirtschaft, dei för ehr Maschinen gaude Straaten bruukten. In dei letzten Johr wüürn alle Straaten so herricht, blooten ein Straatenawschnitt is noch so grottenschlecht as früher. Dei Wech twüschen Rankendorf vörbi an'n Galgenberg bit na Kühlenstein is ümmer noch dei oll Wech. Dat hett dei niege Gaudsbesitter von Rankendorf schafft, dormit dei Straat kein Dörchgangsstraat warrd.

Ass Oberschäuler wier ick ick von 1946 an ook Fohrschäuler un müsst den "Klützer Kaffeebrenner", dei Bahn von Klütz na Grevesmöhlen von Hoff Reppenhagen uut nütten. Morgens ganz fröh üm Klock fief müsst man upstahn un denn noch 2 km den Landwech tau jed Johrestied — ein tiedlang ook mit Holtschau — gahn. Finsterschieben wie hüüt wieren in dei Waggons nich miehr vörhannen, bloots noch lütte viereckige Glasschieben in Sperrholt inlaaten. Jedein Schäuler harr sienen Platz in dat Abteil sichert. Middachääten geew dat upn Bahnhoff in Grevesmöhlen, man müsst sien Kartüffel awgaewn un öfterseins fünn ick middachs bloten Brennettelsupp ahn Kartüffel. Dat schlimmst' Beläwnis wier ein Nahuusgahn tau Faut von Grevesmöhlen mit Awkörtung oewer den Ploggensee bi deipen Snei un up Holtschauh, wiel dei Tooch nich führn künn. Bläben is bit hüüt mien Sinn för dat Frühupstahn.

Dei DDR güng in'n Westen

Nu mütt ick tau'n Schluss kaamen. Oewer soebentich Johr, siet mien Wechgahn uut mien Heimatdörp 1950, sünd in't Land gahn. Uut den Volksschäuler wier ein Liehrer worrn, obwoll hei dat waegen dei Erläwnisse in dei Volksschaul gor nich warrn wull. In'n März 1990 harrn siehr vääle Minschen ehr bisherig DDR denn Awschied gaeben un dei Staat DDR güng in'n Westen. Doch ick kann seggn, mit denn bisherigen Staat wier oewer nich mien Murrerland Mäkelbörg verswunnen. In'n Gegendeil, dei Erinnerung doran hett mi un männigein hulpen, mit dei niege Tied farrich tau warrn. Mäkelborg-Vörpommern wier uns Land, mit dat wi uns verbunnen fäuhlen künn.

Uns Mäkelbörg bliwwt von allen dat Leiwst un Schönst.




19.5.2021


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