Logo "Wunnerwarken in Mäkelborg"Wunnerwarken in Mäkelborg, Deel 33:

Wismar
Wismer, Wismar, Wismaria, Wissemar...

vun Gisela Reink


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Torüch geiht dat denn mit den Torüch-Knoop in'n Browser

Twei Städer in uns Land sünd "Weltkulturerbe der Unesco" worden, wiel väle Hüser ut de Hansetiet in'n Krieg heilbläben sünd. De Unesco hett allerhand Geld rinsteckt, üm de Kirchen, Gäwelhüser u.s.w. tau sanieren un ünner Schutz tau stellen.


Wismar, Markt

Nu is noch werrer eine Finanzspritz dortaukamen. Schön sünd sei worden, de Hansestäder Stralsund un Wismar. Jedeiner in uns Land is stolt, dat disse schönen Buwarke noch dor sünd un erhollen warden. Ja, un wi hoffen, dat Wismar uns hüt in all siene Pracht anstrahlen deit.

So as lütte Vörutafdeilung willn Fru Tschorn, Fru Jenning, Fru Borz un ick uns per Bahn ierst mal ein Bild von Wismar maken, denn wenn wi later unse Fohrt mit Fru Böttcher maken daun, denn möten wi up den'n körtesten Wech na St. Georgen, wiel wi dor tau eine Führung anmeld't worden sünd — un dissen Wech will'n wi hüt säuken. Fru Tschorn hett väle Johrn in Wismar arbeit't, mien Mann wier Wismeraner. Ick denk, dat kriegen wi hen, denn wi kennen uns ganz gaut ut.


Wasserkunst. Klick up tau'n Vergröttern!

De Fohrt na Wismar is ümmer werrer ein Beläwnis, so as wenn ick na Hus kamen dau, wat jo ok ein bäten stimmen deit. Argern dau ick mi oewer werrer, as ick de vernagelten Bahnhoffshüser tau seihn krich. Vör mihr as 20 Johren har dat ümmer Wettbewerbe üm den'n schönsten Bahnhoff gäben, dor seegen de all nich so verloddert ut. Dor wiern de Bahnhoffshüser plägt, un Blaumen bläuhten hier un dor, so as Gruß up de Fohrt. Man kann ok wat ut de Vergangenheit oewernähmen, wenn man will. In Hornsdörp war ick unruhig, denn bald möt ick doch wat von Wismar tau seihn kriegen.

De Bahnhofstunnel in Wismar süht ümmer noch nich bärer ut un kann dörchut mit den'n in Warnemünd'n konkurrieren. Dat is hier un dor wohrhaftig kein Uthängeschild för all de Reisenden, de von wiether kamen daun. Doroewer möt de Bahn sick doch irgendeins ok einen Kopp maken.

As wi ut de Bahnhoffshall up de Strat kamen, oewerföllt de Stadt uns gliek mit ehre Schönheit. Gradoewer, dor wo de Frische Grube is, seihn wi all restaurierte Hüser. An dissen Grab'n, de in de Ostsee fleiten deit, gahn wi denn lang bet na de Schwiensbrück.


De Swiensbrüch is eentlich heel oolt...


...woor oewer 1994 nie utstaffeert...


...mit disse possierlichen Swien.


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De vier lütten Bronzeschwien betrachten wi mit Vergnäugen, seihn, dat dat Schabbellhus noch saniert ward, un schmieten denn ein Og up de Nikolaikirch. Miteins hemm'n wi de Idee, uns' Fohrt mit de Backsteingotik tau verbinnen, un beträden disse grote Kirch.


Schabbellhus un Nikolaikirch in'n Achtergrund. Klick up tau'n Vergröttern!


St. Nikolai. Klick up tau'n Vergröttern!

Deip beindruckt kiek ick an de mächtigen Säulen hoch, de kein End'n tau nähmen schienen. 37 m hoch sünd disse gewaltigen Standbein, de dat Krüzrippengewölv drägen möten un dat ok könen. Wenn ick mienen Kopp ganz wiet in den'n Nacken bögen dau, denn kann ick de middelöllerlichen Malerien ünner de Kirchendeck sogor erkennen, un von dor baben hängt eine lange Metallkett' runner, de einen wunnerschönen Lüchter fasthollen deit. Wenn ick bedenken dau, dat unse Marienkirch in Rostock binnen bloten 33 m hoch is, denn möt ick doch staunen. Hüt hett de Kirchturm ein Dack, in dat Middelöller wier dor ein Turm, höger as de Petrikirchturm in Rostock, oewer niedriger as de allerierste Rostocker Nikolaikirchturm. Hemm'n de Hansestäd sick gegensiedig utsteken wullt, üm so ehre Macht tau demonstrieren?


Markt. Klick up tau'n Vergröttern!

De hütige Orgel keem in de achtiger Johren ut Freiberg in Sachsen, is formschön, klor gliedert un geföllt mi in ehre Einfachheit. Liekers süht sei mit ehre schwarten un sülbernen Farb'n ungewöhnlich mang de roden Backstein ut. De Kanzel an de eine Säul' paßt in de Farb'n oewer recht gaut tau de Orgel, allerdings stammt sei woll ut eine anner Tiet, wiel sei so pompös utseihn deit.

Miteins bün ick bass erstaunt. Hett sick disse Kirch för dat moderne Läben entschlaten — orrer is dat ok Marktwirtschaft? In den'n Turm gifft dat ein Turmcafé. Dat seech ich tauierst eins in Norwägen un künn dat sogor verstahn, wiel de Lüd einen wieden Wech bet na dat Gotteshus harn. In St. Petri, in Hamburg, verstünn ick dat nich, wiel man dor an jede Eck wat tau drinken kricht. Liekers wier ick eins froh, as ick dor in de Kirch einen warmen Tee bi Wintersküll drinken künn. Nu ok in Wismar, mitten in de Stadt.


St. Nikolai. Klick up tau'n Vergröttern!

Ick bün baff un dreih mi furts üm. Dor föllt mien Blick up einen wunnerschönen Flügelaltor, ganz gollen, mit herrliche schnitzte Figuren. Dat is Kunst!!! Donnerwetter noch mal tau! Dornäben ein Krüz mit Jesus. Wo har ick bloten ähnliche Arbeiten seihn? Ja, dat wier doch in dat Münster in Doberan. Disse beiden Kunstschätze gehüren na St. Georgen, dat kriegen wi so näbenbi rut.

Ick kiek oewer de letzten Bankreigen in Richtung Altor un seih, dat väle Plätze noch Namensschilder drägen daun, fein in olle Schrift. Sowat imponiert mi ümmer werrer. De välen hellen Grawstein dor up de Ierd sünd mit rode Klinker ümmuert worden un ergäben einen gauden Fautbord'n. Ob de Minschen, de dorup rümmer spazieren, doran denken daun, dat man früher in de Kirchen Minschen begraben hett? Ick glöf dat nich, denn de Inschriften sünd kuum noch tau läsen.

In den'n einen Gang seih ick denn eine richtige Allee von Holtskulpturen. Dat sünd siehr interessante Kunstwarke un siehr eigenwillige, denn olle Holtbohlen, utdrööcht, unbearbeitet, verrökert, utlaucht, dörch Bohrmuscheln lädiert, stahn uprecht. Sei hemm Köpp upsett't krägen, ahn Gesichter, fein poliert, herrlich masert, un billen tausamen eine wunnerbore Einheit. Woans sei de Köpp hollen daun! Allein all dormit drücken disse Figuren Freu', Leed, Hoffnung, Glück ut. Also nee, iehrer ick mi för moderne Kunst begeistern kann!!! Hier kann ick.

Holtköpp in St. Nikolai

Ob Balken, Bohlen, Brett un Pahl,
ob düster Schwellen, dat's egal,
'n Künstler bewohrte all'ns, wat olt
un schnitzte denn Köpp noch ut dröges Holt.
Köpp in Allee hemm'n minschlichen Drom:
"Olt as'n Bom
mücht ick ok warden."

Gisela Reink

De Nikolaikirch seih ick jeden Dach, denn ick heff de eins malt hatt, de Warerkunst ok. So har mien Mann ümmer siene Heimatstadt vör Ogen.


Wismar, Markt

Wenn wi nu na den'n Marktplatz gahn willn, denn könn'n wi de ABC-Strat hochgahn, un dat daun wi ok. De Marktplatz is 100 m mal 100 m grot, gra' so as de in Leipzig. Hier in Wismar wür' de Platz u.a. vör Johrhunnerte as Turnierplatz nutzt. Ick wies' up de "Warerkunst" und de Gaststätt' "Alter Schwede!" hen. Ran können wi nich, dor ward bugt.


Gedenksteen. Klick up tau'n Vergröttern!

Dat Rathus, schön witt mit rode Geranien in de Blaumenkästen, süht ümmer inladend ut. Wiest dat up de Wismarer Farben hen? Hier hett de bekannte Burmeistersch, Fru Dr. Wilcken, väle Johrn residiert, dat Zepter schwungen un wat för ehre Stadt bewägt. De Bom mit de Bank, dicht bi de "Schwedenwache", steiht noch, un dor möt doch ok de Klaus-Jesup-Stein sien. Ja, hei is noch dor! Hei licht nu ünner eine hoge Latern', ein bäten höger as all de Stein up den'n Marktplatz. De Inschrift is gollen utmalt worden un wiest dorup hen, dat de Wullenwäwer Klaus Jesup den'n Burmeister Banzkow un den'n Ratsherrn, Hinrik von Haren, 1427 an disse Stell hinrichten löt. De ierste wull afhaugen, wiel hei gägen de Dänen verluren har, un de anner verschenkte de ganze Soltflott von Wismar an Dänemark.


Wismar, Markt

Dörch de lütte Strat Schütting kamen wi na St. Marien. Sei un St. Georgen sünd noch in'n April 1945 dull bombadiert worden. De Reste von de Marienkirch sünd denn, so as bi uns de Jakobikirch, wechsprengt worden. De Turm un de Kapellen an de Siet sünd oewer stahn bläben.


St. Marien. Klick up tau'n Vergröttern!

De Gedenkstätt in Wismar geföllt mi väl bärer as de in Rostock. Hier, in Wismar, is mit eine lütte Muer de ehemalige Form von de olle Kirch nabild't worden. Sogor mitten in dat Rund kann man Säulen entdecken, de allerdings ok bloten so üm 50cm hoch sünd. Dat ganze Areal nennt sick Friedhoff, wat jo ok so orrer so wohr is. Hier un dor is all Splitt updragen worden un dorup stahn schöne Bronzeskulpturen. Eine würdige Anlag', würklich.

De Turm hett siene 82 m. Mit Führung kann man rup. De Angestellte hett sick sogor as Mönch verkled't. Dat passt tau dat, wat ut historische Tieden tau seihn is: Loprad, Backsteinherstellung, 3D-Film von den'n Bu. Wenn wi mit de ganze Grupp hier sünd, kieken wi uns den'n Film bestimmt an. Bet St. Georgen sünd dat woll bloten 100 m, un dortwüschen is noch de Fürstenhoff mit siene wunnerschönen Reliefs.


Marientum un Portal vun St. Georgen. Klick up tau'n Vergröttern!

Schließlich stahn wi ehrfürchtig, niegierig, beindruckt in de Georgenkirch. Ick fäuhl mi erschlagen von de breiden, hogen, mächtig gewaltigen Säulen mang de lerrigen Kirchenmuern un bün enttäuscht, wiel allens so unfarig utseihn deit. De Helligkeit secht mi allerdings tau. Ansünsten kamen wi tau de Oewertügung, dat uns dat Fernseihn wat vörmakt har. Also, de Nikolaikirch is schöner. Denn secht H. tau mi: "Du frachst in de Kirchen doch ümmer na, wenn du wat weiten wi'st. Deist du dat hier ok?" Na klor doch. Ich gah up de Upsicht tau un frach. Ein öllerer Herr freut sick oewer uns' Int'resse, weit väl un is fründlich. Dat harn wi nich vermauden künnt, dat wi "so mi nicks — di nicks" in den Genuss von eine lütte Kirchenführung kamen daun, wiel wi nu alltausamen Fragen hemm'n...

De Kirch hett Fautbord'nheizung, de Bühn ward bi Veranstaltungen upbugt un de Stäuhl warden denn rinnerdragen. De Kirch ward välsiedig nutzt, tau'n Bispill för Konzerte, Hochtieden, Utstellungen, besonnere Festlichkeiten un af un an ok för Gottsdeinste. De Akustik is sihr, sihr gaut. Noch gifft dat Unstimmigkeiten mang de Stadt un de Kirch üm dat Nutzungsrecht. De Kirch will ok den'n Altor un dat Krüz ut de Nikolaikirch halen un hier werrer upstellen, oewer de Fautbord'nheizung kann bi disse kostboren Kunstwarke ut dat Middelöller würklich Schaden anrichten. Dat Holt kann utdrögen un dat Gold kann afblärern. — Wat man nich all bedenken möt! Ick mein, eine Konzertkirch is doch ok gaut. Wat ward nich allens bi uns in St. Nikolai makt! Ob Markt orrer Konzert, de Kirch is denn ümmer gerammelt vull.


St. Georgen vun buten. Klick up tau'n Vergröttern!


An't Portal vun St. Georgen. Klick up tau'n Vergröttern!

Väle Malerien sünd frielecht worden un sallen ok so blieben. Dor sünd in de Kapellen schöne Läbensböm un Krüzritter mit Schipp tau seihn, von hoch baben kieken de heilige Georg un de Christophorus up de lütten Minschen dal, un de välen Krüze an de Wänd'n sünd geweihte Krüze;ümmer, wenn wat farig worden wier, müsste dat weiht warden.

Eine Besonnerheit in disse Kirch sünd de duwwelten Säulen. Alle Säulen sünd mit Stein utmuert worden. Ut de Stein von eine einzige Säul' kann man gaut un giern ein Einfamilienhus bugen. Dat möt man sick in Rauh up de Tung tergahn laten. Einen richtigen groten Turm hett de Kirch nie hatt. De wier ümmer lütt, nich höger as dat Kirchendack — un denn ok bloten ahn Turmspitz. Ok in dat Middelöller künn einen dat Geld utgahn. Nu entsteiht dor baben eine Utsichtsplattform, un dorför sall ein Fohrstauhl bugt warden. Bether hett de St. Georgenkirch 40 Millionen €uro kost't. — Nu sünd wi vullproppt mit väl Geschicht un seihn dit historische Denkmal in ein ganz anner Licht... Fründlich fragen möt man, denn kricht man ok fründliche Antwurten!


Tauzieher-Denkmal. Klick up tau'n Vergröttern!

Wi verlaten de Kirch dörch de schöne Kirchendör un gahn 100 m barchdal na de Heiliggeistkirch. De is mi ümmer noch de gemütlichste un schönste in disse Stadt. Allein de Deck mit de dicken Balken un de herrlichen maalten Medaillons un Ranken dorup erfreuen miene Ogen. Dat Kirchengestäuhl mit de Zunft-Teikens un de Johrestallen an de Siedenwänd'n sünd up jeden Fall eine Besünnerheit. Jeder Handwerker wüsst, wo hei tau sitten har. Bi dat Schlachterbiel har noch een sienen Namen inritzt hatt.


Tauzieher-Denkmal. Klick up tau'n Vergröttern!

Mien Kollegin E. hett de Heiler funnen un söcht nu dat Rad von den'n Scharprichter. Sei hett sick ok bi de Upsicht künnig makt. Ick frach natürlich ok na. "Is dit dat Biel von den'n Scharprichter?" "Ne, dat is dat Schlachterbiel. De Scharprichter hett dor achter in de Eck sitten müsst, dor, wo dat Brett mit dat Rad tau seihn is. De Scharprichter wür bloten in de Kirch duld't." Tatsächlich, wi finnen Scharprichters Stauhl un Teiken in de Eck. Hett hei bi den'n Gottsdeinst sien Gesicht wiest? Dat is eine Frach för den'n nächsten Besäuk. In disse einfache Kirch süht man Fresken, de man frie lecht hett. De Kanzel is mit Moses, Aaron un allerhand Propheten verziert. Wat oewer de hässliche brune Kopp mit de roden Lippen ünner de Kanzel tau säuken hett, dat is mi nich klor. Is dat viellicht de Düwel???


Blick vun St. Georgen daal. Klick up tau'n Vergröttern!

Ein Stück von de bunten Glasfinster ut St. Marien sünd in disse Kirch ok utstellt. De Dreikönigsgrupp mit de faltenrieke Kledaasch geföllt mi sihr. Har ick mihr Ahnung von Kunstgeschicht, denn wür' ick segg'n: frühes Mittelalter. Weiten dau ick dat nich. Wi verlaten de Kirch un stellen fast, dat wi bi unsen Backsteingotik-Gang doch allerhand Geld spend't hemm'n. Dat wier uns oewer ok ein Bedürfnis.

Nu sünd wi gaut rüst't för de Fohrt an'n 23. September.


Blick ut dat Turmfinster. Klick up tau'n Vergröttern!



18.10.2015


na baven