Harvstdag — Beter wat as nix

En Riemel to'n Opföhren vun Gertrud Everding. Anwiesen to'n Opföhren sünd in blage Schrift.


Plattdüütsch Oginaal Hoochdüütsch Överdragen
(Antog: Nachthemd un Nachtmütz, dick wullen Halsdook — barft mit Schlappen — Lüchter mit brennen Kerz in'e Hand.
De Ollsch kümmt mit veel Hosten in'e Stuuv:)
 

Dat is'n Harvstdag, as ik keen heff sehn!
Dat regent al den ganzen Dag as dull.
De Storm wull mi woll goor dat Dack wegweihn,
Un ok mien Keller leep nu vull.

Ik leeg mit Hoosten al dree Daag to Bett,
De Fledertee weer meist Tiet piewarm bloots.
Wat schall een don, de keeneen Minschen hett?
Na kloor! Wat meent ji denn? — Ik hoost!

(Kiekt argerlich na't Finster:)
Wat will de Zeeg denn dor? Hau af, du Wiev!
De Nahversch kiekt in't Finster, musenfrech.
Ehr Nees drückt se platt an'e Finsterschiev.
un grient: (De Naversch rievt sik de Hannen)
"Kiek an! Nu geiht de Ollsch dat slecht!"

Wat is dat allens för'n Lumpenpack! — (hoost kort)
Do weer keeneen, de mi wat hölpen deit?
Harr ik doch noch mien Korl, (minnachtig) den Schubberjack!
Weer doch beten mehr Kommodigkeit.

Un denn, op't letzt, ik weer so mööd un matt,
do sleek Jan Klapperbeen sik in mien Stuuv un sä:
(He bever) "Ik freer! Wat meenst? Hüüt geev ik di Rabatt.
Hest nich'n hitten Fledertee?"

(De Ollsch) Dat, leve Lüüt, weer mi denn doch to bunt!
Ik sprüng mit beide Feut gau ut'n Bett
un leep hierher as'n ollen lahmen Hund.
(Kriggt de heel Welt mit ehr utbreden Arms tofaat un röppt:)
Och nee! Wat sünd de Minschen nett!

Das ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah.
Es regnete den ganzen Tag wie doll.
Der Sturm riss weg mein neues Dach sogar
Und auch mein Keller lief halbvoll.

Ich lag mit Husten schon drei Tage lang im Bett
Der Fliedertee war kalt und labberig.
Was soll ich tun, zu mir ist niemand nett.
Na klar! Was dachtet Ihr? — Ich trank ihn nicht!

Was poltert da? Hau ab du böses Weib!
Die Nachbarin, das Biest, guckt mäusefrech.
Die Nase drückt sie an die Fensterscheib,
und feixt (reibt sich die Hände)
"Sieh an! Nun geht's der Alten schlecht!"

Was ist das heutzutag für'n Lumpenpack?
Ist da denn keiner, der mir steht zur Seit?
Hätt ich doch Karl noch, diesen Dämelack!
Der hatte immer für mich Zeit.
(wenn er nicht grad mal wieder in der Kneipe saß!)

Und dann zuletzt, ich war so müd und matt,
Da kam der Tod, stand bleich vor'm Kanapee.
"Mich friert! Was meinst? Heut geb ich Dir Rabatt !
Hast nicht 'nen heißen Fliedertee?"

Das, liebe Leut' war mir denn doch zu bunt.
Ich sprang mit beiden Füßen aus dem Bett
und lief her, wie ein alter, lahmer Hund.
Och nee! Was sind die Menschen nett!



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