Dat Kruut för'n Maimaand:
De Slötelbloom

vun Anke Nissen

Schlüsselblume — Primula officinalis — Familie Primulaceae (Schlüsselblumengewächse)

 

 

 

 

 

 

 

 

Anner Namen:
Karkenslötel, Slantelbloom, Himmelbloom, Himmelslötel.
Echte Primel, Himmelschlüssel, Peterschlüssel, Primel, Schlüsselblume.
Ankenschlüssel, Batengelein, Bartengele, Batenge, Eieräuglein, Eierkraut, Eierkuchen, Fastenblume, Frauenschlüssel, Gichtblume, Handschuhblume, Heiratsschlüssel, Himmelschlüssel, Kirchenschlüssel, Kraftblume, Mundfäulekraut, Pfannkuchenblume, St. Petersschlüssel, Schmalzschlüssel, Primelchen, Primelwer
Sammelt warrt:
Wörtel,
Blöden (blots vun Primula officinalis!)

Warrt bruukt:

maakt den Hals frie,
lööst Sliem bi Katarrh in de Bronchien

So warrt't anwennt:

1 Teelöpel för 1 Tass Tee nehmen, mit hitt Water övergeten, trecken laten.
Nich mehr as dree Tassen Tee an'n Dag drinken!
Ok in Teemischungen.


De Slötelbloom höört mit to de eersten Fröhjohrsblöher, dorüm hett se den Naam "Primula" kregen. De kümmt vun de latiensch Primus = de Eerst.

Primula elatior (= hohe Schlüsselblume) hett swefelgeel Blöden un to'n Ünnerscheed to Primula officinalis hett se keen orange Placken an'n Slund vun ehr Blomenkroon.

In dat Book "Die deutschen Heilpflanzen" vun Jaretzky-Geith (dat Book hett mi Schoolraat i.R. Rudi Witzke lehnt) heff ik dissen Vers funnen:

Nun, Kinder kommt zur Stelle
und sucht und sammelt ein!
Wie leuchten sie so helle,
wie duften sie so fein!
Tut euch einmal das Hälschen weh,
labt euch von Schlüsselblumen
ein allerliebster Tee.
nich afplücken!K. Gerok

Dat is nu aver so'n Saak mit dat "Insammeln". Dat gifft vele Planten, de staht ünner Schutz, de dörvt wi nich plücken, utrieten, orrer de Wörteln utgraven. Dorto höört ok uns' Slötelbloom.

Ik mag Slötelblomen geern. Dorüm hangt ok siet Johren en lütt Kopie vun Albrecht Dürer sien "Schlüsselblumen" (1536) över mien Bett.

Vör poor Johr harr uns' Gorner mal Slötelblomen in'n Pott to verköpen. Dor heff ik mi en poor Planten köfft. De wasst nu in unsen Goorn un sünd 'ne wohre Pracht!

"De Slötelbloom hett den Himmel upslaten", sä mien Grootmudder, un dormit meen se, de kole Winter is vörbi, de Fröhjohrstiet fangt an.

Wenn en Deern in de Karweek al en Slötelbloom funnen harr, denn warrt se noch in dat sülvige Johr heiraten, un se warrt later so veel Kinner kriegen, as disse Bloom Blöden harr.

Dat warrt seggt, dat de hillige Petrus sienen Slötel mal fallen laten hett. Un jüst an de Stell, wo sien Slötel henfullen weer, is nastens uns' Slötelbloom wussen.

Wenn du in't Fröhjohr dree Blöden vun uns' Slötelbloom verslucken deist, denn is dat en goden Schutz gegen Fever.

In England un Frankriek is man de Meen, dat lütte Küken nich ut't Ei kamen könnt, wenn Slötelblomen in't Huus sünd.
In Österriek warrt glöövt, dat uns' Herrgott elkeen Johr för alle Lüüd ene Slötelbloom wassen lett. Hett nu ener ene Slötelbloom plückt, denn blöht anner Johr keen mehr för dissen Minschen. Dorüm heet dat:

O Minsch, denk an dien Graff,
plück kene Slötelblomen af!

De Slötelbloom sall dat "Geheimmittel" vun de Seildänzer sien. Bevör de Dänzer up dat Tau kladdert, kaut se ene Slötelbloom-Wörtel.
Dorüm warrt disse Plant bi Akrobaten "Swindelkruut" nöömt.

De Slötelbloom is en Bloom ut'n Norden. Elfen, Nixen, Undinen orrer Najaden hebbt se geern un schützt se.

In vele Legenden warrt vun uns' Slötelbloom vertellt:

En Schäper wörr vun ene Deern na ene Wisch bröcht, up de vele Slötelblomen blöhen. Se wies em ene versteken Döör, un he kunn de mit ene vun disse Blomen upsluten. Achter de Döör hett he dree Kisten mit Schaap-Tähn funnen. De Schäper weer enttäuscht, he steek en poor Hannen vull vun de Tähn in sien Tasch. An annern Dag harrn de sik in Gold verwannelt. Nu wull de Schäper gau noch mal na de Kisten, man he harr den Slötel dor liggen laten. Un so kunn he den Weg dorhen nich mehr finnen.

In ene anner Geschicht warrt vun enen vergnöögten Koh-Harder vertellt:

En Harder güng lachen dörch de schöön Fröhjohrswelt un steek sik vull Freud ene Slötelbloom an sienen Hoot. Na en Tiet, dor dücht em dat, as wörr de Hoot recht swoor. He nehm em af un sehg, de Bloom harr sik in enen sülvern Slötel verwannelt. He wunnerwark noch över dit, as ene smucke Deern keem. Se wies em en geheem Döör. He sull upsluten, un he dörv vun allens nehmen, wat he findt, man an'n End sull he dat Best nich vergeten. De Harder dee, as se sä. He fünn Gold un nehm so veel, as he drägen kunn, un denn güng he wedder rut. Man, as de Döör in't Slott füll, dor mark he, he harr dat Best binnen vergeten, den Slötel.

In Märken un Sagen kümmt jichtens en gülden-geel Bloom vör, de Felsen un Dore upmaken kann. Dat is bestimmt uns' "Himmelschlüsselchen", as ik se nööm.

Ok bi Hildegard vun Bingen heet dit Heilkruut "Hymelslozel" (Himmelslötel). Se seggt:

"Sie hat ihre ganz Grünkraft vom Scheitelstand der Sonne. Denn gewisse Kräuter werden vornehmlich von der Sonne, andere aber vom Mond (...) gestärkt. Dieses Kraut empfängt hauptsächlich von der Sonne seine Kräfte. Daher unterdrückt es die Melancholie im Menschen. Die Melancholie nämlich, wenn sie im Menschen aufsteigt, macht ihn traurig und in seinem Benehmen unruhig und läßt ihn Worte gegen Gott aussprechen . . . . . Daher lege dieser Mensch das Kraut auf das Fleisch und an sein Herz, damit es davon warm werde."

H. Bock schrifft:

"Die stoltzen weiber lassen jne(sich) allein außgerupffte blümlin distillieren /
züuor mit Wein besprenget /
mit solchem Wasser wäschen sie jhre angesichter /
der hoffnung es sollen alle flecken / rysame (Runzeln, platzte Äderchen) /
masen (Pusteln, Pickeln) vn anders /
dardurch mit täglichem nützen außgetilget und vertriben werden."

Un jüst so, bi Leonardo Fuchsio (1543):

". . . der safft so auß den blümlin getruckt. /
Darumb pfegen die weiber sich mit disem safft under dem angesicht zu bestreichen und wäschen /
In hoffnung er soll alle flecken / masen / und runtzel vertreiben wunderbarlich /"

"... verzehret auch die Feigwartzen im hinderen /
miltert die harnwinde."

"... Die Wurtzel gestossen /
kann mit nutz den Kinderen gebrauchet werden wider die Würm"

Mien Grootmudder harr en ganz besünner Meen to uns Himmelslötel. Dat is en beten swoor to verkloren, man ik will't versöken:
Se meen, dat de Himmelslötel de Döör upsluten deit, sülms aver buten blifft. Wat för en Döör? Ik heff mien Grootmudder jümmers so verstahn, dat se de Döör in uns rin, in unsen Liev, in unsen Körper meent hett.
Nu is de Döör apen, nu köönt de helpen Krüder rin.
Also, de Himmel-Slötel maakt den Liev paraat, de heilen un helpen Medizin uptonehmen.



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