"Und sichtbar ist der Ferne Bild"

De Johrstieden vun Scardanelli, in't Plattdüütsche bröcht vun Marlou Lessing


"Scardanelli" is de Naam, den sik Friedrich Hölderlin geven hett, nadem dat he "ümnachtet", mall, geisteskrank woor — dat weer so bi 1806. Stücker 36 Johr hett he dorna noch leevt, af un to ok Gedichten schreven, dorünner düsse veer. Babenhen sünd dat Landschapsgedichten, faken binah triviaal un klischeeaardig; poormalen lett dat ok, as verleer de "Geisteskranke" den Faden un tüün verdreihten Kraam. Ünner düsse Schicht hebbt de Gedichten en anner Leven, afstrakt, neegto surrealistisch, as Binnen-Malerie vun de minschliche Befindlichkeit. Na mehrmalen Lesen schient dat t.B., as wenn dat "Sommer"-Gedicht vun nix annern as vun den Dood hannelt. Wat de plattdüütsche Spraak düt Duppelbödige transporteern kann, schallt de Översetten wiesen.


Oginaal:
Der Frühling.

Der Mensch vergißt die Sorgen aus dem Geiste,
Der Frühling aber blüh't, und prächtig ist das Meiste,
Das grüne Feld ist herrlich ausgebreitet
Da glänzend schön der Bach hinuntergleitet.

Die Berge stehn bedeket mit den Bäumen,
Und herrlich ist die Luft in offnen Räumen,
Das weite Thal ist in der Welt gedehnet
Und Thurm und Haus an Hügeln angelehnet.

Mit Unterthänigkeit

Skardanelli

Överdragen:
De Lent

de minsch vergitt, wat he an sorg sik maakt,
de lent blöht; wat'n süht, steiht hooch in staat,
dat gröne feld spreed wied sik överall
dor glitt de beek mit blenkern an hendal

de bargen staht mit woolden överhen
de luft lett herrlich in dat wied gelänn'
dat apen daal dehnt in de welt sik hill
un toorn un hüsung smeegt sik an'n knüll.

   

Oginaal:
Der Sommer.

Die Tage gehn vorbei mit sanffter Lüfte Rauschen,
Wenn mit der Wolke sie der Felder Pracht vertauschen,
Des Thales Ende trifft der Berge Dämmerungen,
Dort wo des Stromes Wellen sich hinabgeschlungen.

Der Wälder Schatten sind umhergebreitet,
Wo auch der Bach entfernt hinuntergleitet,
Und sichtbar ist der Ferne Bild in Stunden,
Wenn sich der Mensch zu diesem Sinn gefunden.

gez....
Scardanelli

Överdragen:
De Summer

de daag gaht blied vörbi in moie luft ehr ruuschen,
as se de steden tuuscht vun koorn- un wulkenhuschen,
dat enn vun't daal bemött de bargen ganz in daak,
'neem ok de stroom sik sacht verlöppt in'n neddern brook.

de woold sin schadden faat üm sik un wasst,
'neem sik de beek in deepe folden passt,
un wullt de feern ehr bild mit oogen sehn,
kaam in din sinn mit ehr eerst övereen.

   

Oginaal:
Der Herbst.

Die Sagen, die der Erde sich entfernen,
Vom Geiste, der gewesen ist und wiederkehret,
Sie kehren zu der Menschheit sich, und vieles lernen
Wir aus der Zeit, die eilends sich verzehret.

Die Bilder der Vergangenheit sind nicht verlassen
Von der Natur, so wie die Tag' verblassen
Im hohen Sommer, kehrt der Herbst zur Erde nieder,
Der Geist der Schauer findet sich am Himmel wieder.

In kurzer Zeit hat vieles sich geendet,
Der Landmann, der am Pfluge sich gezeiget,
Er siehet, wie das Jahr sich frohem Ende neiget,
In solchen Bildern ist des Menschen Tag vollendet.

Der Erde Rund mit Felsen ausgezieret
Ist wie die Wolke nicht, die Abends sich verlieret,
Es zeiget sich mit einem goldnen Tage,
Und die Vollkommenheit ist ohne Klage.

Överdragen:
De Harvst

de sagen, de wiedlöftig vun de eer
afdriselt, vun'n geist, de weer un wedderkümmt,
se wendt sik na de minschheit to; un wi nehmt lehr
an vun de tied, de hild in sik verrinnt.

verleden biller lett natuur nich fallen, as gehöör
dat ehr nich to, as daag verleert ehr klöör
in'n hogen sommer, wendt de harvst sik na de eer
de geist vun't schuern spegelt sik an heven we'er.

in kotte tied kümmt veel torecht un klaar.
de buersmann, de achtern ploog her stried,
he süht dat johr na't enn sik bögen, un dat enn is blied.
so biller maakt den minsch sin dag rund, vull un wahr.

de eer ehr krink, mit felsen utstaffeert
is as de wulk nich, de an'n avend sik verleert;
dat wiest sik ganz mit enen güllen dag
un wat vullkamen is, blifft sünner klaag.


Oginaal:
Der Winter.

Wenn blaicher Schnee verschönert die Gefilde,
Und hoher Glanz auf weiter Ebne blinkt,
So reizt der Sommer fern, und milde
Naht sich der Frühling oft, indeß die Stunde sinkt.

Die prächtige Erscheinung ist, die Luft ist feiner,
Der Wald ist hell, es geht der Menschen keiner
Auf Wegen, die zu sehr entlegen sind, die Stille machet
Erhabenheit, wie dennoch alles lachet.

Der Frühling scheint nicht mit Blüthen Schimmer
Dem Menschen so gefallend, aber Sterne
Sind an dem Himmel hell, man siehet gerne
Den Himmel fern, der ändert fast sich nimmer.

Die Ströme sind, wie Ebnen, die Gebilde
Sind, auch zerstreut, erscheinender, die Milde
Des Lebens dauert fort, der Städte Breite
Erscheint besonders gut auf ungemeßner Weite.

Överdragen:
De Winter

wenn snee de schöönheit spreed op helle flachen
un hoge glanz de wiednis blenkern maakt,
töövt sommer man wied af, un sachen
rückt vörjahr dichter bi in winters fröhen daak.

wat prächtig lett: de luft is fien un sieden
man as kristall, de woold is hell; op wieden
afleggen eensam padden is keen minsch to sehn, de still
lett fierlich, liekers allens blied un hill.

mit all sin blödenschemern seggt woll lent
den minschen nich so to, man an'n heven
staht hill de steerns, den seht wi geern an, wenn't
wied af is, is he stevig doch un even.

de strooms un flachen, een in't anner streit,
vertweelt, gestalt't, laat as — de fründlichkeit
vun't leven höllt nich up, de fasten Städer
liggt op unmeten wiednis steviger un breder.



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