Singt en Leed to't niege Johr!
Vör Gott wüllt wi nu treden


Nun lasst uns gehen und treten
mit Singen und mit Beten
zum Herrn, der unserm Leben
bis hierher Kraft gegeben.

Wir gehen dahin und wandern
von einem Jahr zum andern,
wir leben und gedeihen
vom alten bis zum neuen

durch so viel Angst und Plagen,
durch Zittern und durch Zagen,
durch Krieg und große Schrecken,
die alle Welt bedecken.

Vör Gott wüllt wi nu treden
mit Singen un mit Beden,
vör em, de all uns' Leven
bet hüüt uns Kraft hett geven.

Wi doot vun Johr to Johren
as Pilgers dör ehr fohren,
wi leevt un wasst un diegt
in elkeen Johr opnieg

mang so veel Bang un Gresen...
Wi lengt na sien Erlösen —
vun Schrecken un vun Bangen
sünd wi alltied ümfangen.

 

 

Denn wie von treuen Müttern
in schweren Ungewittern
die Kindlein hier auf Erden
mit Fleiß bewahret werden,

also auch und nicht minder
lässt Gott uns, seine Kinder,
wenn Not und Trübsal blitzen,
in seinem Schoße sitzen.

Ach Hüter unsres Lebens,
fürwahr, es ist vergebens
mit unserm Tun und Machen,
wo nicht dein Augen wachen.

Man as en Moders Leeven
deit Gott uns ok ümgeven,
will uns vör all Gefohren
mit Moderleev bewohren,

will Schuul un Troost uns geven,
ok nich to swoor uns pröven.
In Dröövnis un in Noot
sitt wi doch in sien' Schoot.

Och Harder vun uns Leven,
förwiss is allns vergevens,
wat wi beschickt un maakt,
wenn nich dien Ogen waakt.

 

 

Gelobet sei deine Treue,
die alle Morgen neue;
Lob sei den starken Händen,
die alles Herzleid wenden.

Lass ferner dich erbitten,
o Vater, und bleib mitten
in unserm Kreuz und Leiden
ein Brunnen unsrer Freuden.

Gib mir und allen denen,
die sich von Herzen sehnen
nach dir und deiner Hulde,
ein Herz, das sich gedulde.

Sprich deinen milden Segen
zu allen unsern Wegen,
lass Großen und auch Kleinen
die Gnadensonne scheinen.

Sei der Verlassnen Vater,
der Irrenden Berater,
der Unversorgten Gabe,
der Armen Gut und Habe.

Dien Tru deit nie versiegen,
is elkeen Morgen niegen,
mit dien leeftallig Hannen
deist du all Unheil bannen.

So biddt wi di, uns Herrn
un Vadder: Bliff du merrn
in düsse Welt ehr Jachten
üm uns, do op uns wachten!

Giff du, de allens schenkt,
ok all de, de sik lengt
na di un diene Gööd,
en düllig tru Gemööt.

Gütt dienen Segen mild
över uns Levensbild
un smiet al överhin
dien Licht vun Gnadensünn.

Nimm op de, de verlaten,
Verbiesterte do raten,
wees Schatz för de nix hefft;
de Stackels giff du Kräfft.

 

 

Hilf gnädig allen Kranken,
gib fröhliche Gedanken
den hochbetrübten Seelen,
die sich mit Schwermut quälen.

Und endlich, was das meiste,
füll uns mit deinem Geiste,
der uns hier herrlich ziere
und dort zum Himmel führe.

Das alles wollst du geben,
o meines Lebens Leben,
mir und der Christen Schare
zum selgen neuen Jahre.

Dien Bistand giff de Süken,
Vermünnern giff desglieken
dien arme Kinner all,
de leevt in Seelenqual.

Opletzt — dat is dat Hööchst —
treck du uns di toneegst,
giff uns as Föhrersmann
dien Geist, to'n Himmel an!

Dat allens wullt du geven,
du Leven vun mien Leven,
mi un all Christen Schar
to'n selig nieges Johr.

 


Text: Paul Gerhardt
Översetten: Marlou Lessing

13.1.2024


na baven