Singt en Leed! Is Wiehnachtstied!
An’n Wiehnachtsboom dei Kessen schient


Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen,
wie glänzt er festlich, lieb und mild,
als spräch' er: "Wollt in mir erkennen
getreuer Hoffnung stilles Bild!"

Die Kinder stehn mit hellen Blicken,
das Auge lacht, es lacht das Herz,
o fröhlich seliges Entzücken!
Die Alten schauen himmelwärts

An’n Wiehnachtsboom dei Kessen schient,
festlick glemmt hei, moj‘ un fien,
as sä hei: „Mit mi hier upkient,
ein Haopen mit sachten Schien!“

Dei Kinner staoht mit lechte Oogen,
dat Harte mag diene Sellschkup,
mit Fraide vör‘n Lametta-Baogen!
Dei Ollen kieket nao’n Himmel up.

 

 

Zwei Engel sind hereingetreten,
kein Auge hat sie kommen seh'n,
sie gehn zum Weihnachtstisch und beten,
und wenden wieder sich und geh'n.

"Gesegnet seid, ihr alten Leute,
gesegnet sei, du kleine Schar!
Wir bringen Gottes Segen heute
dem braunen wie dem weißen Haar.

Twei Engels sünd hier inträen,
sei kömen sachte van wiet her
an‘n Wiehnachtsdischk daut dei bäen,
un dreiht sick ümme un güngen wer.

„Gi ollen Lüe, laot‘ jau säggen,
sägent werd gi lüttke Schor.
Vandaoge bringt wi Gott sien‘ Sägen
nao’t bruune un dat witte Hoor.

 


Zu guten Menschen, die sich lieben,
schickt uns der Herr als Boten aus,
und seid ihr treu und fromm geblieben,
wir treten wieder in dies Haus."

Kein Ohr hat ihren Spruch vernommen,
unsichtbar jedes Menschen Blick
sind sie gegangen wie gekommen,
doch Gottes Segen blieb zurück.

Nao gaue Menschken, dei Leiwe bringet,
bringt wi dei frohe Naoricht hen.
Wenn gi luut un fraidig singet,
werd wi bold wer Tauhuuse wän.“

Van  ehr Schnacken dö man drömen,
man sehg ehr gornich bi dei Fier,
sei sünd gaohn as sei kömen,
man Gott sien Sägen, dei bleef hier.

 


Text: Hermann Kletke (1841), Südollnborger Platt: Ludgerd Lüske
Melodie: Volksweise (19. Jh.)

24.12.2023


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